Ein Schulsacheneinkauf ist nicht nur ein Schulsacheneinkauf - es ist Liebe

 

Es ist ein gewöhnlicher Montagabend und es sind noch vier Wochen, bevor die Schule wieder beginnt. Ich fühle mich wie Superwoman, weil ich heute schon die Schulsachen einkaufen gehe und ich überhaupt die zukünftige Lehrerin mal mega cool finde, dass wir schon vorab die Einkaufsliste bekommen haben. Ich bin also vorbereitet und muss nicht mit 20.000 anderen Familien einen Kieserblock suchen. (Was ist das eigentlich genau, frage ich mich.)

 

Wie dem auch sei, Mama müsste total entspannt sein beim Einkaufen.

 

Bin ich aber nicht. Denn meine Emotionen fahren Achterbahn. Mit jedem neuen Heft, jeder neuen Mappe, jedem Lineal werden meine Kinder größer. Kommen in die nächste Klasse, werden selbstständiger. Sie verlassen den Kindergarten, bei meinem Großen schon in absehbarer Zeit die Grundschule. Wir drehen uns drei Mal um und schon verlassen sie ihr Zuhause. Unser Zuhause. Meine kleinen süßen Jungs sind nicht länger klein. Sie gehen ihren Weg, fahren mit dem Rad zur Schule, verbringen die Hälfte des Tages entfernt von mir. Sie lösen ihre Streitigkeiten selbst, teilen Pausenbrote und schreiben Tests. Sie bereiten sich auf das Große und Ganze vor, das sich Leben nennt. Und ihre Mama steht staunend und ja auch wehmütig daneben. Mit jedem Heft und jeder neuen Mappe, jedem Lineal werden sie später einmal Erinnerungen verbinden. Und ihre Mama auch. Erste Schreibversuche, Schönschrift bis es wieder zur Schmiererei wird. Bilder, Freundschaftsbriefchen, Schürfwunden. All das, was sie auf das Große und Ganze vorbereitet, das sich Leben nennt. Also sitze ich hier an diesem gewöhnlichen Montagabend mit allem, was ich eingekauft habe, sogar dem gefundenen Kieserblock und erfreue mich an den Buntstiften und Blöcken und Heften. Denn diese Dinge werden die Erinnerungen aufbewahren. Die Erinnerungen daran, als meine Jungs so klein waren. Ich werde in vielen Jahren in ihnen blättern, die Bilder, die mit diesen Stiften gemalt wurden, im Herzen einschließen und sie immer wieder betrachten. Dann, wenn ich meine Jungs los lassen musste. Wenn ich ihnen das Gefühl geben konnte, dass sie Wurzeln haben und deshalb fliegen dürfen. Wenn sie wissen, dass ihre Mama für immer ihr Zuhause sein wird, egal an welchem Ort dieser Erde sie sich auch befinden. Mit jedem Heft, jeder Mappe und jedem Lineal muss ich sie ein Stück weit mehr ziehen, größer werden lassen, um sie auf das vorzubereiten, was sich Leben nennt.

 

So ein Einkauf ist nicht einfach nur ein Einkauf. Und das Heft, die Mappe und das Lineal sind nicht nur Dinge. Es ist so viel mehr als das. Es ist Liebe.

 

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