
Neulich am Sportplatz war mal wieder so ein Moment. Eigentlich bin ich ziemlich gut organisiert. Würde das sogar zu meinen Stärken zählen. Ich bin strukturiert, vergesse selten Geburtstage und habe auch irgendwie immer ein kleines Geschenkchen parat, wenn es gerade gebraucht wird.
Eigentlich bin ich ziemlich gut organisiert. Eigentlich. Denn manchmal da vergesse ich Dinge. Dinge, die dann in doofen Momenten überlebenswichtig
scheinen.
Wie neulich am Sportplatz. Der Große hatte ein Fußballspiel und weil ich weiß, dass der Kleine sich dann immer recht schnell langweilt, wenn seine Freunde nicht dabei sind und ich selbst auch gerne das Spiel sehen würde und ihn nicht rund um die Uhr bespaßen möchte und weil ich weiß, dass der Kleine dann eigentlich immer Hunger bekommt, so kurz vor der Abendessen-Zeit, ja deswegen habe ich so gut wie immer auch etwas Essen dabei. Und weil ich ja eine gute Mutter sein will, die ihre Kinder gesund ernährt, sind es oft Gemüse-Sticks oder Brot oder Ähnliches.
Neulich hatte ich aber nichts dabei. Es ist in all dem Stress, den wir vorher hatten , wie mit Hausaufgaben rechtzeitig fertig machen und noch Vorkochen, einfach untergegangen. Also standen wir am Sportplatz, quengelndes Kind an der Hand, der natürlich vor Hunger fast umkam. Und alles, was ich in der Tasche hatte, waren Schokoladenkekse. Und das zur Abendessenzeit. Also gab ich meinem Kleinen welche zu essen und dachte mir gleichzeitig, so ein Abendessen ist manchmal ganz schön cool.
Ein Geschwisterkind eines Spielers der gegnerischen Mannschaft wollte auch einen Keks und ich hätte ihm sofort einen gegeben, was dessen Mutter aber verbot und überschwänglich betonte, dass ja schließlich bald Abendessenzeit sei und man davor keine Kekse esse. Bähm, der hatte gesessen. Ja scheiße, dachte ich mir. Natürlich ist das eigentlich kein Abendessen und ja, auch bei uns gibt es normalerweise etwas Gesundes und Nahrhaftes, aber in diesem Moment war ich eben eine Kekse-Mama und es war in diesem Moment für uns auch die richtige Entscheidung. Manchmal da darf man das.
Ich bin nicht perfekt. Ziemlich unperfekt sogar. Ich lasse die Kinder fernsehen, wenn ich müde bin oder auch, wenn ich einfach mal ein paar Minuten Pause brauche. Und wenn ich krank bin, dann schauen sie auch mal länger als eine Stunde. Ich schminke mich selten, renne des Öfteren auch mal mit Flecken auf der Kleidung von meinen Kindern herum und habe Schatten unter den Augen, wenn die Nächte kurz waren. Ich mache keine Herzchen, Sterne oder Blumen aus dem Gemüse, auch wenn ich es bewundere, wie andere Mamas das jeden Morgen hinbekommen. Ich kriege das zeitlich einfach nicht gebacken. Es gibt Tage, da stapelt sich das Geschirr in der Spüle und die Spülmasche ist immer noch nicht ausgeräumt. Tage, an denen ich die Stunden zähle bis die Kinder endlich im Bett sind. Ja, diese Tage gibt es und ich bin nicht perfekt.
Ich bin aber auch die, die vor Stolz heulend am Sportplatz steht, wenn meine Kinder ein Tor geschossen haben. Ich bin die, die nachts noch Kuchen für den Schulausflug am nächsten Tag backt oder das Gedicht so lange mit dem Zwerg lernt bis ich es selbst kann. Ich bin die, die nachts neben ihren Kindern wacht, wenn sie krank sind oder Nähe brauchen. Die Motto-Geburtstage organisiert und dafür auch Nachtschichten einlegt. Ich bin die, die mit ihren Kindern Go-Kart-Rennen fährt und ich bin die, die ihre Kinder über alles liebt. Wie alle anderen Mamas auch. Und ich bin eine Kekse-Mama. Und ich habe kein schlechtes Gewissen, auch wenn ich nicht perfekt bin. Liebe und manchmal auch Kekse, das ist alles, was die Kinder brauchen.
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