Wir haben Ausganssperre - Interview mit Melanie aus Österreich

 

Liebe Melanie, du lebst in Österreich und bist von Beruf Lehrerin. Wie erlebst du die Situation rund um Corona?

 

 

 

Ich schätze ich erlebe die Situation so wie alle anderen gerade in Europa und auf der ganzen Welt. Das Leben hat sich von einem Tag auf den anderen einschneidend geändert. Nichts ist mehr wie vorher. Alles was selbstverständlich war, ist es plötzlich nicht mehr…

 

Am besten kann ich die Situation mit einer Art „Schockstarre“ vergleichen. Das Leben muss und soll ja weiter gehen <3, das Gefühl in einem im Science Fiction Film gefangen zu sein, wird aber sicher noch länger bleiben….

 

 

 

Wie hast du die Situation noch vor zwei Wochen erlebt und wie hat es sich in den letzten zwei Wochen dann verändert?

 

 

 

Vor 2 Wochen rollte auf uns, also in Österreich, bereits ein Gefühl der Unsicherheit zu. Wir durften zwar alle noch das Haus verlassen und ich war auch noch unterrichten (ich unterrichte in einem Gymnasium), aber wir blickten bereits besorgt zu unseren italienischen Nachbarn.

 

Am Anfang bestand natürlich noch die Hoffnung, dass sich die Situation in Italien bald bessern und uns nie so hart treffen würde. Diese Hoffnung hatten wir allerdings nicht lange….bereits vor gut 10 Tagen überlegten wir, wann wohl auch die Fallzahlen bei uns stark steigen würden und wann schließlich „ die Ausgangsbeschränkung“ zu unserem Alltag werden würde.

 

 

 

 

 

Wie läuft es jetzt in deinem Beruf für dich? Unterrichtest du von zu Hause? Hast du deinen Schülern Unterrichtsmaterial / Lernstoff mitgegeben? Stehst du mit ihnen in Kontakt?

 

 

 

Ja, ich stehe mit meinen Schülern und SchülerInnen in Kontakt, sogar über mehrere Medien. Als klar war, dass die Schulen gesperrt werden würden, bereitete ich für all meine Klassen Aufgaben vor. Da ich in der Oberstufe unterrichte, können meine SchülerInnen auch sehr selbstständig arbeiten. Sie schicken mir dann fertige Aufsätze oder beispielswiese Audio Dateien mit Ausarbeitungen. Ganz unterschiedlich…

 

Leid tun mir nur meine Maturanten und Maturantinnen (Abituranten). Sie wissen bis heute nicht wann und wie sie ihren Abschluss machen werden…. Dafür muss noch eine Lösung gesucht werden.

 

 

 

Hältst du die Ausgangssperre für richtig? Sind nähere Bekannte oder sogar Verwandte von dir vom Virus betroffen?

 

 

 

Ich denke die Experten wägen ganz genau ab, was sinnvoll ist und was nicht. Meinem Gefühl nach ist eine Ausgangssperre die einzige Möglichkeit die Kurve abzuflachen und das Virus einzudämmen, aber genau wissen werden wir es erst danach.

 

 

 

 

 

Welche Vorkehrungen triffst du? Wie geht ihr damit um, dass ihr jetzt zum Beispiel deine Eltern nicht mehr sehen könnt?

 

Und wie ist es für deine Kinder?

 

Zur Zeit befinden wir uns am Tag 3 der Quarantäne. Es ist gar nicht so leicht. Mein Mann und ich habe Home Office, mein Sohn Home-School und meine Tochter will einfach nur spielen. Alles in allem also recht viel. Noch dazu ist man in der Großstadt ja wirklich „eingekastelt“. Wir können kaum raus, werden heute allerdings mit dem Auto in den Wald fahren, um zumindest ein wenig Luft und Auslauf zu haben.

 

Unsere Verwandten nicht zu treffen fällt uns sehr schwer, aber es ist absolut notwendig. Mein Vater ist über 60 und hat Herzprobleme, dieses Risiko wäre einfach zu hoch. Jetzt skypen und telefonieren wir vermehrt, was es etwas leichter macht.

 

Meine Kids gehen noch sehr gut mit der Situation um. Ich denke Kinder sind resilienter als man denkt. Trotzdem hat mein Sohn heute auch schon mal geweint, weil er gerne seine Freunde sehen würde… 

 

 

Hast du vielleicht noch einen Rat für uns Deutsche? Gerade die, die alles noch auf die leichte Schulter nehmen und munter weiter ausgehen und viele Menschen treffen?

 

Bitte nehmt die Situation Ernst. Jeder einzelne kann mit seinem Verhalten Leben retten oder auch nicht. Also BITTE BLEIBT UNBEDINGT DAHEIM. Und für alle, die jetzt wieder sagen: Noch so eine dramatische Panikschieberin, bitte lest euch die Berichte der italienischen Ärzte und Ärztinnen durch. Würdet ihr entscheiden wollen, welcher Patient leben darf und welcher sterben muss, weil kein Bett mehr da ist?

 

Wenn ihr noch mehr von Melanie lesen wollt, sie hat auch immer wunderbare Bastelideen, dann schaut unbedingt mal bei ihrem Blog Monstamoons vorbei. 

Vielen lieben Dank, liebe Melanie und alles, alles Liebe euch. <3

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Nadine (Mittwoch, 18 März 2020 21:09)

    Danke für dieses Interview. Die Situation in Bayern ist ähnlich. Wollen wir hoffen, dass dieser große Mist bald vorbei ist....