Du hast doch eigentlich alles. Ja, eigentlich, sagt die Depression

Zwei Bilder, nur einige Stunden dazwischen. Dein Leben ist doch eigentlich gut. Ja, sagt die Depression, eigentlich. Ich hatte gestern einen wunderbaren Tag. Wir waren mit Freunden im Augsburger Zoo, wir haben gelacht, hatten Spaß und tolle Begegnungen. Jedes Lachen kam von Herzen und ich habe es gefühlt. Wirklich gefühlt. Ich habe Glück gespürt. Und dann hat sie mich wieder eingeholt, diese dunkle Macht, die immer wieder Einzug in meinem Leben hält und die ich mehr als gern einfach loswerden möchte. Die mich tränenüberströmt daliegen lässt. Gegen die ich nichts tun kann. Die mich machtlos zurücklässt. Machtlos und traurig und leer. Die alles so sinnlos erscheinen lässt und mich zum Zweifler meiner Selbst macht. Und ich habe einfach überhaupt keine Ahnung, woher sie kommt. Sie ist einfach da und übernimmt. Du kannst machen, was du willst, ich bin dennoch da, flüstert sie mir zu. Sie sagt mir, sieh dich nur an. Du bist fett geworden. Und egal wie viel Sport du gerade auch machst und wie sehr du im Defizit isst, du wirst nicht abnehmen. Klar nimmst du Medikamente und schön, dass du dich sogar viel gesünder ernährst als noch vor einem Jahr, aber Pech für dich. Mach, was du willst, ich übernehme dennoch. Sie sagt, du hast das Glück nicht verdient. Du hast so viel falsch gemacht in deinem Leben. Sie ist da und sagt, du bekommst wirklich gar nichts mehr auf die Reihe. Wo soll das nur enden mit dir? Und es macht mich verrückt. Irgendwie bin ich das wohl ja ohnehin. Verrückt. Ein wenig zumindest. Normal bin ich jedenfalls nicht. Doch wer steckt die Normen fest? Ich fühle mich zu Beginn dieser sonnenreichen Woche so müde und ausgelaugt.  Und das nach einem wundervollen Wochenende. Torsten Sträter sagte vor kurzem erst: „Depressionen haben manchmal keinen für dich erkennbaren Grund. Da kannst du Graf Koks sein und goldene Zeppeline fliegen. Und es erwischt dich dennoch eines Mittwochs.“ Oder eines Sonntags. Mal wieder. Und dabei habe ich so genug davon. Und dabei habe ich doch alles, was es zum Glücklichsein braucht. Ich Versagerin.

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