Depression Update

Viele von euch haben mich durch die schwersten Zeiten meines Lebens begleitet. Gleich zu Beginn meines Schreibens hier starb meine Schwiegermutter, die für mich ein Fels in der Brandung war und die mir noch immer jeden Tag fehlt. Sie war es, die mich ermutigte öffentlich zu schreiben. Die sagte, ich müsste es in die Welt hinaustragen, die in mir eine Begabung sah, die Menschen mit meinen Worten zu berühren.

 

Die, die mir hier schon länger folgen, wissen auch, dass ich vor zwei Jahren an einem Burnout mit einhergehend schwerer Depression erkrankt bin. Dies hatte zur Folge, dass ich fast ein Jahr krankgeschrieben war und letztes Jahr zehn Wochen stationär in einer Klinik verbrachte. Als Mensch mit viel Verantwortungsbewusstsein, die nur schwer delegieren kann und als Mama von zwei Kindern, war das mehr als hart für mich. Ich ging buchstäblich durch die dunkelsten Stunden und arbeitete viel auf. Es wurde zusätzlich eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung festgestellt und es half mir zu verstehen, warum ich in manchen Situationen so reagiere wie ich es tue. Warum ich mir vielleicht oft mehr zu Herzen nehme als es gesund ist. Warum ich mich selbst immer nach Leistung definiere, warum ich das Gefühl habe, dass ich nur dann etwas wert bin, wenn ich etwas leiste. Es zeigte mir, dass ich seit Jahrzehnten im Funktionsmodus arbeitete bis es eben nicht mehr ging. Ich erkannte viele meiner Fehler und versuche seitdem an ihnen zu arbeiten. Und ich glaube, das ist es auch, was am besten beschreibt, wie es mir gerade geht. Ich arbeite daran. J Ich glaube, dass mich eine gewisse depressive Grundstimmung immer begleiten wird. Manchmal zeigt sie sich und oft nicht mehr. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich habe gelernt es anzunehmen. Habe gelernt es zu erkennen, wenn es zu viel wird und ab und an gelingt es mir sogar, nein zu sagen. Nicht immer, aber immer öfter zumindest. ;-) Ich nehme mir bewusst kleine Auszeiten, erlaube mir auch mal auf dem Sofa zu liegen ohne etwas tun zu „müssen“. Trotz allem ist der Weg lang. Aktuell schlafe ich wieder viel zu wenig. Viele Gedanken kreisen in meinem Kopf. Nach Tagen, an denen viel los war, arbeite ich nach und vor Tagen, an denen viel los sein wird, vor. Ich habe in mehreren Bereichen einiges an Verantwortung und das beschäftigt mich. Und dennoch geht es mir so viel besser als noch vor einem Jahr. Ich kann an den meisten Tagen wieder einkaufen gehen ohne Schweißausbrüche zu bekommen, ich gehe wieder viel mehr unter Menschen, auf Geburtstage und in Stadien. Ich habe wieder gelernt, dass das Leben doch ziemlich cool ist so wie es ist. Ich habe eine wundervolle Familie, zwei echt geniale Kinder. Dies hilft mir an Tagen, an denen die Zweifel leise anklopfen. Vor allem die Selbstzweifel. Es wird. Irgendwie. Diese Gewissheit habe ich mittlerweile erlangt. Und auch wenn es noch immer Tage gibt, an denen die Tränen laufen, an denen sich Überforderung und ein Gefühl der Wertlosigkeit einstellt, darf ich so viel mutiger wieder in die Zukunft blicken. Ich weiß aus den Nachrichten von damals, wie vielen von euch es ähnlich geht oder ging. Mit meinen Zeilen möchte ich euch Mut zusprechen. Euch ermutigen. Es geht weiter. Es wird alles irgendwie. Ihr habt es verdient glücklich zu sein. Ihr alle seid wunderbar genauso wie ihr seid. Und das Leben wartet auf euch, auch und gerade an schweren Tagen. Fühlt euch von Herzen umarmt. Eure Nisla

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