Man kann Depression nicht sehen

Ich hatte heute ein Erlebnis, das mich noch immer sehr beschäftigt. Und das mich dazu bewegt diese Zeilen hier niederzuschreiben. Wenn ich auch nur einen Menschen erreiche, dann ist so viel mehr erreicht. Für uns. Für euch. Für alle, die an Depressionen leiden. Und für alle, die es verstehen. Und verstehen wollen.

Du kannst Depression nicht immer sehen. Nur weil jemand auf einem Foto lacht, bedeutet das nicht, dass es demjenigen gut geht

oder dass derjenige ja überhaupt nicht an einer Depression erkrankt ist.
Du kannst es schlichtweg niemandem ansehen!!

Tatsächlich kann Depression auch Extreme bedeuten oder gute Tage und dann beschissen schlechte Tage. So schlechte, dass man sich manchmal wünscht, nicht mehr aufzuwachen, um endlich diese Leere oder diesen Schmerz nicht mehr aushalten zu müssen.  Es kann ein Wasserglas sein, das herunterfällt und dich zu Weinkrämpfen veranlasst. Es kann sein, dass du wochenlang nicht außer Haus gehst, um irgendwie in dieser vermeintlich sicheren Blase, die sich dein zuhause nennt, zu überleben. Tatsächlich zu überleben. Es kann sein, dass es lediglich ein Hangeln von Tag zu Tag ist oder aber auch, dass derjenige im Job alles wuppt, während hinter der Fassade alles zu zerbrechen scheint. Es kann sein, dass man kaum noch schlafen kann, unter anderem aus Angst, wieder schlimmste Albträume zu haben. So dass das Unbewusstsein so spielt, dass man erst gar nicht mehr schläft.

Diese Krankheit kann jeden von uns treffen. Und es ist verdammt nochmal nicht immer anzusehen. Und selbst, wenn man es einem ansieht und man gefragt wird, wie es einem geht oder warum man weint, ist oftmal ein „Ich weiß nicht“ die einzig ehrliche Antwort. Wir wissen es nicht. Oft trifft es Menschen, die mit dem Herzen denken. Die viel Intensität in ihre Gefühle legen.

Es kann ein Manager, ein Lehrer, eine Mutter oder ein Künstler sein, der an einer Depression erkrankt. Es kann jeden einzelnen treffen. Und nur weil wir in einem Moment unsere Sachen zusammenhalten können und in die Kamera lachen, heißt das nicht, dass es uns gut geht. Im Gegenteil. Wir wollen niemanden belasten. Wir wollen nicht, dass man sich um uns sorgt. Wir halten die Fassade aufrecht. Denn genau diese Menschen, die an uns zweifeln, sind oft die, die uns nicht verstehen würden. Oder zumindest befürchten wir das. Depression macht keine Spaß, es ist nichts Cooles daran oder irgendetwas mit dem wir uns schmücken wollen. Es ist hässlich, es ist dunkel und es tut unendlich weh. Oder es führt dazu, dass man gar nichts fühlt. Und Depression verschwindet nicht einfach. Es ist nicht so, dass wir eines Tages aufwachen und uns sagen, juhu, happy again. Wir wünschten, es wäre so einfach. Wirklich. Daher bitte hört zu, schaut hinter die Fassade, fragt einmal mehr nach. Bildet euch kein Urteil anhand von Fotos oder guten Tagen. Die wir ab und an auch machen. Seid aufmerksam, seid rücksichtsvoll und glaubt an denjenigen. Es ist ein täglicher Kampf und jede Verurteilung wirft uns um Kilometer zurück, wo wir gerade mal ein paar Schritte in ein zuversichtlicheres Leben gegangen waren. Wir geben jeden einzelnen Tag unser Bestes. In dem für uns Möglichen. Jeden einzelnen Tag.

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Daniela (Montag, 01 Februar 2021 14:05)

    Danke für den Eintrag, dass kenne ich auch gut.