
Ich bin eine Perfektionistin. Vor allem dann, wenn es um mich selbst
geht. Ich erwarte viel von mir, manchmal auch zuviel. Will alles richtig machen und auf keinen Fall Fehler machen.
Das hat schon früh
begonnen: In der Schule kamen mir die Tränen, wenn ich einen Dreier mit nach Hause brachte. Ich habe meine Hausaufgaben zwei Mal gecheckt, damit auch ja alles stimmte und hatte sie gemacht, kaum,
dass der Lehrer sie aufgegeben hatte.
In Vorstellungsgesprächen war das immer meine negativ-positive Antwort auf die Frage: „Was ist ihre größte Schwäche?“ Na klar, mein Perfektionismus. Hört der zukünftige Chef auch
gern.
Doch seitdem ich Mama bin, komme ich an meine Grenzen mit meinem mir selbst auferlegten Perfektionismus. Ich bin absolut weit davon entfernt eine perfekte Mutter zu sein, so sehr ich mich auch bemühe. Mein Perfektionismus erklärt mir, dass ich versagt habe, wenn ich statt der liebevollen Antwort laut wurde. Er zeigt mir auf, dass es nur diesen einen perfekten Weg gibt, meine Kinder zu erziehen. Dass ich immer nahrhaftes und wunderschön angerichtetes Essen zubereiten und immer Zeit zum Spielen mit meinen Kindern haben sollte.
Ich weiß, ich weiß, all diese perfekten Vorgaben sind falsch. Ja, eigentlich weiß ich das. Und doch erwische ich mich immer wieder dabei, dass ich genau diese Dinge erreichen will und mir selbst dann Vorwürfe mache, sie eben nicht erfüllen zu können.
Und dann streite ich mit meinen Kindern. Und werde laut. Und habe nicht das Verständnis, das ich haben sollte für sie. Und sie zeigen mir, wie es ist frustriert zu sein, nicht zuzuhören.
Und dann, ja dann nehmen wir uns in den Arm und ich spüre, wie durch all diese nicht-perfekten Momente doch etwas Wertvolles passiert. In mir. Wie ich lerne. Und meine Kinder lernen. Zu vergeben.
Immer wieder komme ich in Situationen, in denen ich mich entschuldige bei meinen Kindern. Und ich ihnen damit vorlebe, was es heißt, um Verzeihung zu bitten. Und sie dadurch lernen, dass es richtig und wichtig ist, um Verzeihung bitten zu können. Dass es menschlich ist, Fehler zu machen und uns zu dem macht, der wir sind, wenn wir um Vergebung bitten können. Dass wir tatsächlich aus Fehlern lernen. Und ich zeige ihnen, dass ich sie liebe. Mit allem, was und wie sie sind. Auch den Schwächen. Und ich wünsche mir, dass sie lernen, dass sie nicht zu streng zu sich selbst sind. So wie ich es zu mir bin.
Und während ich meine eigenen Erwartungen nicht erfüllen kann, lerne ich, dass meine Kinder diese Erwartungen gar nicht an mich haben. Ich bin eine Perfektionistin, aber ich arbeite an mir. Versuche den Perfektionismus auf die Seite zu schieben und stattdessen mein Unperfektsein anzunehmen und zu lieben. Und uns zu erlauben ehrlich, echt, hart, liebevoll, ja einfach menschlich zu sein. Weil es dieses Perfektsein im Muttersein gar nicht gibt. Weil wir alle perfekt sind. Nicht in uns selbst. Aber für unsere Kinder. Für die sind wir die perfektesten Mamas, die es nur geben kann. Also umarmen wir die Unperfektheit und lernen wir sie lieben. Eure Nisla <3
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Richard (Mittwoch, 23 Januar 2019 08:34)
Das kenne ich nur zu gut. Es ist ja auch einfach der eigene Anspruch, grade mit Kind(ern). -> https://www.vatersohn.blog/eltern-sein-aus-der-papa-perspektive/
LG, Richard & Hugo.
Kathi (Mittwoch, 01 September 2021 13:15)
Vielen Dank für diesen wundervollen Text. Ich habe mich so sehr darin wiedererkannt, dass mir beim Lesen ein paar Tränchen gekommen sind.
Ich hoffe, dass ich mit meinem Kind daran wachse nicht immer perfekt sein zu müssen.