Kalle Komet und seine Erfinderin - besser geht es nicht

 

*Rezension/Interview

Normalerweise ist es ja so, dass wir Bloggerinnen hin und wieder mal Rezensionsexemplare von tollen Büchern, die zu unserem Blog passen, erhalten. In meinem Fall Kinderbücher. Die rezensiere ich dann und stelle sie auf meinem Blog vor. Nicht immer begeistert mich ein Buch, auch das erfahrt ihr dann. ;-)

In diesem Fall war alles ein wenig anders: Meine Jungs und ich gehen sehr gerne in die Bücherei und leihen uns dort Woche für Woche tonnenweise Bücher aus. Zum einen spart es mir natürlich Platz und auch Geld und zum anderen ist die Auswahl einfach riesig und ein Besuch in der Bücherei für uns auch immer ein kleiner Ausflug.

 

Vor einiger Zeit stießen wir dann durch Zufall auf den ersten Band von Kalle Komet. Und das allein schon deshalb, weil das Buchcover so ansprechend und wunderschön gestaltet ist, dass es sofort in unserer Tasche landete. Kalle Komet handelt von Paul und dem kleinen Astronauten und Weltraumabenteurer Kalle Komet. Kalle Komet besucht Paul eines nachts und Paul ist, wie könnte es auch anders sein, hellauf begeistert:

 

Ein kleiner Astronaut, der vor seinem Fenster schwebt und ihn auf Abenteuerreise entführt. Gemeinsam machen sie sich auf, den Regenbogen zu retten. Eine herzerwärmende, wunderschöne Geschichte zum Vorlesen, selbst Lesen und Träumen. Wir lieben es! Und zum größten obercoolsten Glück gibt es sogar drei Bände davon. Und jetzt kommt’s: Ich durfte der wunderbaren, herzerfrischenden und saucoolen Autorin Susanne, kurz Sue, Glanzner ein paar Fragen stellen. Hier kommt es also, das etwas andere Interview. ;-)


Liebe Sue, geht dir das öfter so, dass du von wildfremden Bloggerinnen angeschrieben wirst, die mehr über dich wissen wollen? 

 

Das passiert immer wieder mal, ja. Und jedes Mal freut es mich wahnsinnig. Nicht, weil es um das Interesse an meiner Person geht, sondern weil ich weiß, dass dann im Vorfeld eins, im Idealfall mehrere, meiner Bücher gefallen haben und das ist in der Tat noch viel schöner als die Abrechnung vom Verlag ein Mal im Jahr ;)

 

 

 

Du bist ein wahres Allround-Talent. Denn neben deinem Beruf als Schriftstellerin bist du auch noch Modedesignerin. Wie kommt’s? Und was genau designst du denn?

 

Oh, das bin ich gar nicht mehr so richtig. Ich habe nach dem Abi (vor unfassbaren 20 Jahren) eine Ausbildung zur Damenschneiderin gemacht und danach Modedesign  studiert. So bin ich in Stuttgart gelandet (eigentlich bin ich nämlich auch aus Franken). Nach dem Studium war ich dann zwei Jahre bei Tom Tailor Leatherwear, danach kurz im Ausland und habe mich nach meiner Rückkehr selbständig gemacht mit einem Kindermodelabel: punKiz. Dort gab es alles für coole Kids. Nix in rosa, mit Bärchen oder Blümchen, sondern Totenköpfe, Gespenster und Hexen. Das hat echt Spaß gemacht, war alles Bio, Fairtrade und teilweise selbst genäht. Aber wie es halt so ist: Die Leute wollen etwas Besonderes, Bio, Handgeklöppelt, fair produziert, allergiefrei und ohne Schluckbeschwerden... das darf aber natürlich trotzdem nur Discountpreis haben. Leider passt das nicht zusammen und davon kann dann keiner leben. Ich musste mich also entscheiden zwischen „meiner Linie und Überzeugung treu bleiben“ oder „die Qualität den Preisen anpassen, die die Leute zahlen wollen“ oder „aufhören“. Entschieden habe ich mich dann schweren Herzens für Letzteres, denn ich hatte ohnehin kaum mehr Zeit dafür. punKiz gibt es jetzt zwar noch (www.punkiz.de), doch der Shop ist offline und ich überlege noch, was ich damit tue.

 

 

 

Du schreibst nicht nur Kinderbücher, sondern auch Bücher für Erwachsene. Was macht dir mehr Spaß?

 

Spaß macht im Prinzip alles sonst würde ich es nicht tun.  Aber MEHR Spaß machen mir zweifellos Kinderbücher. Dafür gibt es auch klare Grüne: Mich in diese Kinderwelt zu denken ist erst mal ganz bunt, fröhlich und völlig frei von Problemen. Neue Kinderwelten zu erschaffen ist noch cooler. Zwar muss ich mir für ein Kinderbuch schon Probleme ausdenken, denn sonst gäbe es ja keine Geschichte, aber ich denke mir auch gleich Lösungen dazu aus. Und ich kann die Gesetze so anpassen, dass es tatsächlich immer Lösungen gibt. In Kinderwelten darf man eigene Gesetze erschaffen, sie müssen nur logisch durchdacht sein. Darauf legen Kinder nämlich größten Wert. Sie sind auch das beste und gleichermaßen härteste Publikum weil sie grundehrlich sind und es ihnen im Prinzip vollkommen wurscht ist wer dieses Buch geschrieben hat. Finden sie es gut, dann sagen sie das. Und wenn nicht, dann sagen sie das auch. Manchmal ist das echt hart, aber Gott sei Dank waren mir die allermeisten bisher gnädig zugetan. ;)

 

 

 

Wie bist du auf die Idee gekommen Kalle Komet zu schreiben? Woher nimmst du hierfür deine Inspiration?

 

In diesem Fall war der Auftrag vom Verlag ein Pendant von Maluna Mondschein für Jungs zu schreiben. Im Verlag dachte man zuerst an eine Reihe mit einem Piraten. Gott sei Dank konnte ich sie davon überzeugen, dass es gerade echt genug Piraten gibt (zumal ich kurz zuvor bereits ein Piratenbuch geschrieben hatte) und wir lieber einen Astronauten nehmen. Davon gibt’s nämlich noch kaum welche. Und so entstand Kalle Komet, der ursprünglich einen anderen Namen hatte.

 

Und die Inspiration...nun, das lässt sich schwer sagen. Die besten Ideen habe ich unter der Dusche. Oder im Gespräch mit Freunden oder Gästen (ich bin ja auch noch Barfrau aus Leidenschaft), der Familie... manchmal überfällt mich eine Idee im Schlaf und weckt mich,  manchmal hab ich einfach keine obwohl ich dringend eine haben sollte... das ist wirklich ganz und gar unterschiedlich.

 


Paul, der zweite Hauptcharakter, in Kalle Komet ist ein kleiner Junge, der neugierig ist und schlafen gehen total langweilig findet. Kennen wir Mamas alle.
😉 Hast du selbst auch Kinder?

 

Eigene Kinder habe ich keine, nein. Dafür aber ein paar „Ziehkinder“, die mich als zweite Mama sehen und natürlich Patenkinder.  Früher war ich darüber sehr traurig, heute finde ich es okay, denn eigentlich habe ich den besten Job: Bei Lesungen habe ich Spaß mit 60 Kindern, gehe danach aber wieder nach Hause, hab meine Ruhe und muss ihnen keine Noten geben. Meine Patenkinder und Ziehkinder rufen mich nur an um mir Nettigkeiten zu sagen und ich muss auch nur lustige Dinge mit ihnen unternehmen. Für die doofen Tage, die blöden Sachen und die Erziehung sind dann die Eltern zuständig. Im Prinzip habe ich den Jackpot gezogen.

 

 

 

In Kalle Komet verwendest du mehrfach Neologismen. Die allesamt mega-cool klingen und bei meinen Kids super ankommen. Seither gibt es bei uns zum Beispiel auch nur noch MARSmallows. Wie kommst du auf diese lustigen Wörter?

 

Hahaha, ja, das ist wohl in der Tat ein kleines Talent von mir. Und ein Tick. Ich LIEBE Wortwitze. Gute Wortwitze. Und ich liebe es, mit Worten und ihren Bedeutungen zu spielen. Wie ich darauf komme weiß ich gar nicht genau, das passiert einfach. Bei den MARSmallows habe ich zum Beispiel überlegt, was es denn wohl auf dem Mars für eine Besonderheit geben könnte, die Paul super findet. Und dann kam mir direkt: „Na klar, MARSmallows!“ Die essen alle Kinder gern (ich übrigens auch), jeder kennt sie... wir sprechen sie nur falsch aus, weil wir gar nicht wissen, dass die vom Mars kommen.
Solche Ideen passieren einfach. Erschwerend kommt hinzu, dass meine besten Freunde auch große Fans von Wortwitzen sind und wir uns Nächte lang bei ein paar Schirmchengetränken immer lustigere und immer absurdere Wortspielbälle zuwerfen können. Mein Repertoire diesbezüglich ist also recht groß.

 

 

 

Mit welchem Charakter aus Kalle Komet kannst du dich am ehesten identifizieren?

 

Das ist eine witzige Frage. Im Prinzip mit allen und keinem. Jeder Charakter hat ein bisschen was von mir, ist aber auch gleichermaßen das komplette Gegenteil von mir.  Sagen wir es so: Du musst dir das vorstellen wie mit eigenen Kindern. Du liebst sie alle, aber manchmal gehen sie dir wahnsinnig auf die Nerven. ;D

 

 

 

Kalle Komet wurde von Anja Grote illustriert. Hast du schon mehrmals mit ihr zusammengearbeitet? Und hast du dir die Charakter beim Schreiben genauso vorgestellt, wie sie Anja dann auch gezeichnet hat?

 

Mit Anja habe ich das erste Mal, aber hoffentlich NICHT das letzte Mal zusammen gearbeitet. Wir haben uns direkt super verstanden und sie hat nicht nur alles so gezeichnet, wie ich es im Kopf hatte, sondern noch viel besser: Sie hat Konrad, der Stoffratte, ein ganz wunderbares Eigenleben gegeben, Problematiken gelöst, die ich gar nicht auf dem Schirm hatte (z.B. wie hält denn so eine Ampel im Weltraum? Klar: Mit Raketenantrieb!) und hat jeder meiner Figuren ein so zauberhaftes Gesicht gegeben, dass ich wirklich und ehrlich jedes Mal wahnsinnig glücklich bin, wenn ich die Kalle Bücher in der Hand halte. Klar ist: Kalle geht nur in der Kombination Anja und Sue. Anders nicht.

 

 

 

Meine Jungs wollen unbedingt eine Fortsetzung von Kalle Komet. Ist etwas geplant? Und wenn ja: Worum soll es nach dem ersten Band, dem zweiten Abenteuer ins Drachenland und dem dritten Die FußbALL-Meisterschaft, gehen? Hast du schon eine Idee?

 

Aktuell ist das leider auf Eis gelegt. Dafür kann ich aber gar nichts. Das hat der Verlag so entschieden. Ich verstehe nicht besonders viel von Verlagspolitik, deshalb halte ich mich da raus.  Die werden schon wissen was sie tun. Kalle Komet ist aber nicht abgesetzt sondern nur in Warteposition. Zumindest habe ich das so verstanden.
Sollte es doch noch einen vierten Teil geben, ist die Idee in meinem Kopf natürlich schon fertig. Darin wird es sehr wahrscheinlich um einen traurigen Planeten gehen, den man wieder zum lachen bringen muss. Jetzt wo ich es so schreibe klingt das wahnsinnig gesellschaftskritisch, oder? Aber keine Sorge: Kalle findet schon eine Lösung. ;)

 

 

 

Du bist in Unterfranken geboren, lebst aber heute in Stuttgart. Was ist mehr Herzstadt für dich?

 

Stuttgart, Stuttgart und immer nur Stuttgart. Ich bin ein totales 0711-Kind geworden. Hier wegziehen würde ich höchstens zugunsten eines Häuschens am Meer. Sonst nicht.

 

 

 

Auf Instagram schreibst du über dich: „Die, die meistens ausspricht, was andere denken.“ Was genau meinst du damit? Und wo findet das in deinem Alltag am meisten Ausdruck?

 

Überall. Ich nenne es auch gerne mal „Wortkotze“. Das sind diese Kommentare, die einfach aus meinem Mund kommen, die ich nicht zurückhalten kann. Die kommen im Affekt. Dabei geht es natürlich nie um Respektlosigkeiten meinerseits. Im Gegenteil. Wenn andere Menschen sich respektlos benehmen habe ich diese Sonderform von Tourette am meisten. Oft hat das auch gar nichts mit mir zu tun. Ein klassisches Beispiel ist, wenn ich im Cafe arbeite und jemand kommt an die Bar und startet die Konversation so: „Ein Bier!“ Meine Antwort ist dann grundsätzlich: „Hallo erstmal. Schön, dass du da bist. Und wenn du bei deiner nächsten Bestellung deine Höflichkeitsdemenz in den Griff bekommen würdest, dann würde auch ich mich über deine Anwesenheit freuen. Bis dahin hast du Probezeit.“ Ich kann es nämlich auf den Tod nicht ausstehen, dass „Hallo, bitte, danke, tschüss“ heutzutage offensichtlich nicht mehr Usus ist und schon gar nicht Dienstleistern gegenüber. Weil die Menschen immer öfter denken, nur sie selbst seien es Wert höflich behandelt zu werden. Und da spreche ich nicht von der immer „bösen Jugend“, sondern erschreckenderweise von Menschen meiner Generation, ab Mitte/Ende dreißig, die offensichtlich der Meinung sind mit zwei Euro fünfzig für ein Vollkornbrot ist auch der Respekt der Verkäuferin gegenüber abbezahlt und man muss nicht mehr freundlich sein.

 

 

 

Was wird dein nächstes Projekt? Woran arbeitest du gerade?

 

Aktuell arbeite ich an einem Kinderroman und einer Fantasygeschichte für Erwachsene. Der Kinderroman soll nächstes Jahr erscheinen, die Fantasysache wird noch ein Weilchen dauern.

 

 

 

Was wünschst du dir am allermeisten für deine Zukunft?

 

Im Allgemeinen wünsche ich mir das was sich alle wünschen: Glück, Gesundheit und Zufriedenheit. Aber im Speziellen wünsche ich mir noch zwei Dinge: Eine Reise ins Disneyland (das geht endlich 2019 in Erfüllung, nachdem ich 25 Jahre darauf gewartet habe) UND ich wünsche mir EIN langweiliges Jahr. Nur ein Jahr in dem ich nicht permanent von A nach B hetzen, immer vier Dinge gleichzeitig tun und  überall Feuer löschen, Katastrophen beseitigen oder Probleme lösen muss. Nur ein langweiliges Jahr. Das wäre sensationell.

Wenn du ein Lebensmittel wärst, welches wäre das?

 

Maggi Würze: Die einen liebes es, die anderen hassen es. Viele finden es total künstlich, obwohl nur natürliche Zutaten drin sind. Maggi spaltet die Nation.

 

P.S.: Ich LIEBE es. Auf gekochte Eier gehört nämlich kein Salz sondern eindeutig Maggi. So ist das Gesetz.

 

 

 

Liebe Sue, vielen Dank für das saucoole Interview. Meine Jungs und ich hoffen sehr auf einen vierten, fünften und drölften Band und wünschen dir und deinen Lieben ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein wunderschönes und glückliches neues Jahr 2019.

 

Ganz liebe Grüße und ganz herzlichen Dank, außerdem frohe Weihnachten und einen guten Start nach 2019...

 

Von der Sue

 

 

 

Liebe Leserinnen und Leser, wenn ihr noch auf der Suche nach einem passenden Geschenk seid für Weihnachten, Geburtstag oder auch einfach so. Dann kauft unbedingt eines der Kalle Komet – Bänder oder am besten gleich alle drei. Wir können es aus vollstem Herzen empfehlen. Es ist in der ellermann Verlagsgruppe erschienen.  

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Mama geht online (Montag, 17 Dezember 2018 20:45)

    Scheint ja eine tolle Buchreihe zu sein. Ich glaube, das Thema All und Astronauten sind derzeit recht angesagt. Wir kennen bishr nur "Der kleine Major Tom" aus dem Tessloff Verlag. Ist auch süß gemacht. Und mein Sohn ist großer Fan von Alexander Gerst und wir sind schon gespannt auf seinen Rückflug zur Erde diese Woche.
    LG Anke