Ich flehe um ein Wunder

Es ist Sonntag Morgen, die Sonne geht gerade auf, vor ein paar Tagen war doch noch alles gut. Und jetzt, jetzt finde ich das Leben einfach nur unendlich scheiße unfair. Es ist nicht fair. Nicht fair, was da gerade einem lieben Menschen passiert. Es ist nicht fair, wenn man von heute auf morgen so aus dem Leben gerissen wird. Wenn man vor ein paar Tagen noch zusammen gelacht und so viel Freude gehabt hat. Wenn sich wirklich ALLES innerhalb von wenigen Stunden ändert. Wenn man sich gestern Abend noch umarmt hat und am nächsten Tag nicht weiß, ob es jemals wieder so sein wird. Ich möchte noch so Vieles sagen.  Es ist so unendlich gemein. Und es ist so unbegreiflich. Ich sitze hier und kann kaum meine Gedanken ordnen. Wir leiden - mit diesem wunderbaren Menschen. Wir leiden - weil wir nicht weiter wissen. Die Ungewissheit zermürbt uns. Mein Mann und ich schlafen kaum. Sind in einem Moment vage optimistisch und im nächsten am Boden zerstört. Wir denken von Sekunde zu Sekunde. Versuchen alles zu ordnen, es gelingt uns nicht. Es werden Entscheidungen getroffen werden müssen, die unmenschlich sind. Die Tränen laufen. Ich bin so wütend. Unglaublich wütend. Wir versuchen uns zusammen zu reißen. Für unsere Kinder. Immer wieder wische ich mir verstohlen die Tränen weg. Dieser Mensch war doch unser Halt. Vor ein paar Wochen haben wir noch zusammen getanzt. Es war doch alles gut. Ich denke an nichts anderes. Alles erinnert an Erlebnisse mit diesem Menschen. Ich begreife es einfach nicht. Ich träume und alles ist so wirr. Ich weine und fühle mich so kraftlos. Wie kann so etwas passieren? Wie kann sich etwas so rapide verschlechtern. WIE? Wir haben doch noch so viel vor. So viele gute Jahre. Ich will einfach nur, dass es wieder so wird, wie es war. Ich will und möchte es nicht wahrhaben. Ich flehe um ein Wunder. Ich flehe von Sekunde zu Sekunde. Ich wünsche mir nur, dass alles wieder gut wird. 



Nachtrag: Leider hat es meine Schwiegermama nicht geschafft - meinen Abschiedsbrief an sie, findet ihr hier

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Kommentare: 1
  • #1

    Manuela Keller (Sonntag, 09 Juli 2017 09:53)

    Ich kenne das Gefühl, auch wenn ich dich/euch nicht persönlich kenne. Es zieht dir den Boden unter den Füßen weg ... Mir hat geholfen (das hab ich aber auch erst im Nachhinein begriffen), dass wir als Familie zusammen durch das Tal gegangen sind und auch der kranke geliebte Mensch in seiner letzten Zeit keine Minute alleine gelassen wurde. Auch haben wir in der schweren letzten Zeit alles so gehandhabt, wie der geliebte Mensch es in vielen, vorher geführten Gesprächen für sich als Richtig beschlossen hatte. Das war mir und uns allen im Nachhinein betrachtet eine "Erleichterung", denn wir haben ja alles so für ihn richtig gemacht und es gab keine Selbstzweifel! Das wiederum ist sehr wichtig für die schwere Zeit danach.
    Ich wünsche euch viel Kraft und Gottes Bestand für die schwere Zeit!